Wechseljahre: Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio im Wandel
Die Wechseljahre bringen Veränderungen mit sich. Die hormonellen Umstellungen können zu Wechseljahresbeschwerden führen, daneben aber auch weitere Auswirkungen auf verschiedene Aspekte der Gesundheit und des Wohlbefindens haben. Ein Bereich, der zunehmend Aufmerksamkeit erhält, ist die Rolle des Darmmikrobioms, insbesondere die sogenannte Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio. Die Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio beschreibt das Verhältnis zweier wichtiger Bakterienstämme der Darmflora. Kommt dieses Verhältnis aus dem Lot, kann dies Auswirkungen auf den Fettstoffwechsel haben und Gewichtszunahme und Adipositas begünstigen.
Die Rolle der Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio
Die Darmflora: ein hoch komplexes Zusammenleben unterschiedlicher Mikroorganismen in unserem Verdauungstrakt. Ihre Wirkung bleibt nicht auf den Darm beschränkt. Die Darmflora bildet unter anderem viele Stoffwechselprodukte, die Entzündungsprozesse, unseren Stoffwechsel, unsere mentalen Leistungen, Erschöpfung und unsere Stimmung beeinflussen. (1)
Die Beeinflussung ist wechselseitig: Die Zusammensetzung der Darmflora ist von vielen körperlichen Vorgängen abhängig, unter anderem von den weiblichen Geschlechtshormonen. Verändern sich diese während der Wechseljahre, kann dies unter anderem die Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio beeinflussen.
Die Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio beschreibt das Verhältnis der beiden dominierenden Bakterienstämme im Darm, der Firmicutes und der Bacteroidetes. Dieses Verhältnis gilt als einer der wichtigen Indikatoren für das Gleichgewicht des Darmmikrobioms und kann mithilfe einer DNA-Mikrobiomanalyse bestimmt werden. Bakterien vom Stamm der Bacteroidetes sind überwiegend nützlich sind, Firmicutes-Keime können Beschwerden verursachen, wenn sie überhandnehmen. Unter anderem werden Übergewicht (Adipositas), das Leaky-Gut-Syndrom, Reizdarm und das metabolische Syndrom mit einem hohen Anteil an Firmicutes in Verbindung gebracht. (2)
In den Wechseljahren könnte eine aus dem Lot gebrachte Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio die Neigung zu Gewichtszunahme und Fettleibigkeit verstärken. Vom Rückgang der Östrogene im Blut scheinen Studien zufolge besonders Firmicutes zu profitieren. Dies könnte mit ein Grund für die ungewollter Gewichtszunahme, die erhöhten Blutfettwerten und ein erhöhtes Bauchfett in den Wechseljahren sein. (3)
Mögliche gesundheitliche Risiken
Die Wechseljahre sind nicht nur eine Zeit der hormonellen Umstellung, sondern auch ein Zeitpunkt, an dem das Risiko für chronische Krankheiten, wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes, steigt. Eine starke Gewichtszunahme und Adipositas sind bekannte Risikofaktor für diese Erkrankungen. Beide könnten wiederum durch eine Dysbiose, also eine negative Veränderung der Darmflora, begünstigt sein. (4)
Erste Studien zeigen, dass eine gesunde Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio in den Wechseljahren vor ungewollter Gewichtszunahme, vor erhöhten Blutfettwerten und vor erhöhtem Bauchfett schützen könnte. (5)
Die Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio während der Wechseljahre berücksichtigen
Die jüngste Erkenntnisse über die Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio und deren Einfluss auf die Gesundheit von Frauen in den Wechseljahren bieten nicht nur Ansatzpunkte für zukünftige Forschungen, sondern auch für therapeutische Strategien. Zum einen kann es sinnvoll sein, die Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio mithilfe einer DNA-basierten Darmfloranalyse zu untersuchen.
Daneben erscheint es nach heutigem Erkenntnisstand empfehlenswert, eine aus Gleichgewicht gebrachte Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio gezielt zu beeinflussen. Hier kann eine Darmsanierung mit Heilpflanzen, Probiotika, Präbiotika oder Ernährungsumstellung eine Rolle spielen.
Fazit
Die Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio ist nur einer der Faktoren, die das Wohlbefinden und die Gesundheit von Frauen in den Wechseljahren negativ beeinflussen. Wie die Forschung der letzten Jahre zeigt: Die Bestimmung und therapeutische Beeinflussung der Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio könnten einfache und effektive Maßnahmen sein, die für einzelne negative Auswirkungen der hormonellen Umstellung entscheidend sein dürften.
Quellennachweis
- (1) Rinninella E., Raoul P., Cintoni M., Franceschi F., Miggiano G.A.D., Gasbarrini A., Mele M.C. What is the Healthy Gut Microbiota Composition? A Changing Ecosystem across Age, Environment, Diet, and Diseases. Microorganisms. 2019;7:14
- (2) Magne F, Gotteland M, Gauthier L, Zazueta A, Pesoa S, Navarrete P, Balamurugan R. The Firmicutes/Bacteroidetes Ratio: A Relevant Marker of Gut Dysbiosis in Obese Patients? 2020 May 19;12(5):1474
- (3) Schreurs MPH, de Vos van Steenwijk PJ, Romano A, Dieleman S, Werner HMJ. How the Gut Microbiome Links to Menopause and Obesity, with Possible Implications for Endometrial Cancer Development. J Clin Med. 2021 Jun 29;10(13):2916
- (4) Santos-Marcos J.A., Rangel-Zuñiga O.A., Jimenez-Lucena R., Quintana-Navarro G.M., Garcia-Carpintero S., Malagon M.M., Landa B.B., Tena-Sempere M., Perez-Martinez P., Lopez-Miranda J., et al. Influence of gender and menopausal status on gut microbiota. Maturitas. 2018;116:43–53
- (5) Zhao H., Chen J., Li X., Sun Q., Qin P., Wang Q. Compositional and functional features of the female premenopausal and postmenopausal gut microbiota. FEBS Lett. 2019;593:2655–2664
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