Die Wechseljahre mit Naturheilkunde begleiten
Zu den Schwerpunkten unserer Praxistätigkeit zählt auch die Beratung von Frauen mit Wechseljahresbeschwerden. Als Heilpraktiker konzentrieren wir uns hierbei auf die Möglichkeiten der Naturheilkunde, zu diesen zählt zum Beispiel die Pflanzenheilkunde. Heilpflanzen werden bei verschiedenen klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen oder Schlafstörungen eingesetzt. Die große Vielfalt an Heilpflanzen nutzen wir für die Erstellung eines individuellen Rezeptes. Dieses soll eine individuelle Begleitung des natürlichen Prozesses, die Stärkung der persönlichen Konstitution und die Erhaltung der Lebensqualität ermöglichen.
Naturheilkunde bei Wechseljahresbeschwerden
Wie die Pubertät ist auch das Klimakterium ein vollkommen natürlicher Wechsel im Leben einer Frau, der an sich keiner Behandlung bedarf. Der Wandel geht von den Eierstöcken aus, sie produzieren ab dem 45. Lebensjahr weniger Östrogen und Progesteron. Der weibliche Körper stellt sich nach und nach auf diese natürlichen Veränderung ein. Jede Frau gewöhnt sich auf ihre Weise auf die Umstellung des Hormonhaushaltes. Bei vielen geht der Wandel der Wechseljahre mit Beschwerden einher. Dazu zählen unter anderem Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Gemütsschwankungen, Gewichtszunahme, Trockenheit der Schleimhäute und Einbußen der mentalen Fähigkeiten.
Wenn die Wechseljahresbeschwerden die Lebensqualität einschränken, kann eine therapeutische Begleitung durchaus sinnvoll sein. Auf Seiten der Naturheilkunde werden verschiedene Verfahren oder Heilmittel eingesetzt, um den hormonellen Wechsel möglichst beschwerdefrei zu erleben.
In den letzten Jahren interessieren sich Betroffene und Therapeut:innen zunehmend für Heilpflanzen mit sogenannten Phytoöstrogenen.
Phytoöstrogene – Heilpflanzen in den Wechseljahren
Studien zeigen, dass der weibliche Hormonstoffwechsel durch verschiedene Heilpflanzen beeinflusst werden kann. Diverse Pflanzeninhaltsstoffe binden an zum Beispiel an Östrogen-Rezeptoren und entfalten dabei eine östrogene Wirkung. Es wird vermutet, dass davon Frauen in den Wechseljahren profitieren können.
Die wohl bekannteste Heilpflanze mit Auswirkungen auf den Östrogen-Haushalt ist wohl die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa). Die Wurzel der Traubensilberkerze wird auch in der S3-Leitlinie »Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen« der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfohlen. Vor allem bei Hitzewallungen und Schweißausbrüche zeigte sich die Traubensilberkerze gemäß der Leitlinie hilfreich. (1) Studien zeigen ähnliche Ergebnisse für den Rhapontik-Rhabarber (Rheum rhaponticum) bei Frauen in der Menopause. (2)
Auch viele einheimische Heilpflanzen beeinflussen Östrogen-Rezeptoren und werden bei Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Dazu zählen unter anderem der Rot-Klee (Trifolium pratense) und der Hopfen (Humulus lupulus). Sie wurden bereits traditionell in der Volksheilkunde bei klimakterischen Beschwerden eingesetzt. Erste Studien lassen vermuten, dass sie bei Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Unruhe, Nervosität oder Schlafstörungen hilfreich sein könnten. (3) (4) Ein weiterer möglicher positiver Effekt der Phytoöstrogene scheint ihre Wirkung auf den Knochenstoffwechsel zu sein. Erste Studien zeigen, dass sie einem wechseljahresbedingten Verlust der Knochenmasse (Osteoporose) entgegenwirken könnten.
Die bisherigen Studienergebnisse sind vielversprechend, aus Sicht der evidenzbasierten Medizin muss jedoch gesagt werden, dass es noch weitere aussagekräftige klinische Studien bedarf, um den möglichen Nutzen von Phytoöstrogenen und entsprechenden Heilpflanzen richtig beurteilen zu können. Zudem kann ein möglicher gesundheitlicher Nachteil von Phytoöstrogenen bei bestimmten Erkrankungen oder Prädispositionen nicht ausgeschlossen werden.
Die Wechseljahre als Chance für ein gesundheitsbewusstes Leben
Östrogene regulieren nicht nur die Fruchtbarkeit. Sie tragen zur Gesundheit und dem Wohlbefinden einer Frau dar. Östrogen reguliert zahlreiche Körpervorgänge und bietet einen Schutzeffekt für verschiedene Erkrankungen. Mit einer Abnahme der Östrogen-Produktion verändert sich demnach auch die individuelle Gesundheit und das Wohlbefinden. Bekannt sind die Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel. Östrogene verzögern den Knochenabbau, die Zeit um die Menopause kann daher mit einem Substanzverlust (Osteoporose) einhergehen. Weniger bekannt sind die Auswirkungen eines Östrogenmangels auf die Aktivität des Gehirns. So können sich während der Wechseljahre Störungen des Gedächtnis und der Konzentration bemerkbar machen. Auch der Fettstoffwechsel verändert sich im Klimakterium. Gehen die weiblichen Hormone zurück, verändert sich der Cholesterinspiegel im Blut und damit auch oft die Figur. Die Veränderungen des Cholesterinspiegels können mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen. Sinkende Östrogenspiegel beeinflussen auch die Verdauung. Nicht selten macht sich dies durch einen trägen Darm bemerkbar.
Diese Veränderungen berücksichtigen wir bei unserer Therapie. Wir geben Ihnen Hinweise, wie Sie den Wandel als Einladung für einen gesundheitsbewussten Lebensstil nutzen können. Besonders die Ernährung ist dafür geeignet, die Abnahme des Schutzstoffes Östrogen auszugleichen.
Die Konstitutionstherapie bei Wechseljahresbeschwerden
Wir erstellen für jede Patientin ein individuelles Rezept, das die individuelle Konstitution kräftigen soll. In diesen Rezepten finden sich neben Heilpflanzen mit Phytoöstrogenen noch weitere Heilpflanzen. Diese wählen wir anhand der individuellen Symptomatik aus. In der Pflanzenheilkunde werden auch Heilpflanzen gegen Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Unruhe, Schmerzen, Müdigkeit oder trockene Schleimhäute eingesetzt. Die individuellen Rezepte passen wir dem jeweiligen Verlauf der Beschwerden an. Neben der Pflanzenheilkunde können noch folgende Therapien Teil unseres Behandlungskonzeptes sein:
- Vitalpilze
- Achtsamkeits-Meditation
- MBSR-Kurse
- Orthomolekulare Medizin
- Ernährungsberatung
Ergänzend dazu bieten wir bei Bedarf auch weitere naturheilkundliche Diagnostik an. Dazu kann eine DNA-Analyse der Darmflora zählen, die zum Beispiel Rückschlüsse auf die in den Wechseljahren relevante Firmicutes-Bacteroidetes-Ratio geben kann.
Quellennachweis
(1) European Medicines Agency (EMA). HMPC “Assessment report on Cimicifuga racemosa (L.) Nutt., rhizoma Draft-Revision” (EMA/HMPC/48744/2017; 18 July 2017 Committee on Herbal Medicinal Products [HMPC]). 2017. S. 1-64
(2) Hasper I, Ventskovskiy BM, Rettenberger R, Heger PW, Riley DS, Kaszkin-Bettag
M. Long-term efficacy and safety of the special extract ERr 731 of Rheumrhaponticum in perimenopausal women with menopausal symptoms. Menopause. 2009
Jan-Feb;16(1):117-31
(3) Shakeri F, Taavoni S, Goushegir A, Haghani H. Effectiveness of red clover inalleviating menopausal symptoms: a 12-week randomized, controlled trial.
Climacteric. 2015;18(4):568-73
(4) Aghamiri V, Mirghafourvand M, Mohammad-Alizadeh-Charandabi S, Nazemiyeh H. Theeffect of Hop (Humulus lupulus L.) on early menopausal symptoms and hot flashes:
A randomized placebo-controlled trial. Complement Ther Clin Pract. 2016
May;23:130-5